Der Wiener Kongress - das 200-Jahr-Jubiläum

Der Wiener Kongress 1814/1815 war das politische Ereignis, das nach den Napoleon-Kriegen (1799-1812) und dem darauf folgenden ersten Pariser Frieden (30. Mai 1814) Europa neu ordnete. Noch nie zuvor traf sich eine so große Anzahl von Staatsoberhäuptern zu Verhandlungen. Als Gastgeber fungierte der österreichische Kaiser Franz II/I (1768-1835), dessen Tochter Marie-Louise die Ehefrau von Napoleon war. Seine hochkarätigen Gäste – wie Zar Alexander I. von Russland (1777-1825), König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840), der dänische König Friedrich VI. (1768-1839) und König Maximilian I. Joseph von Bayern (1756-1825) – residierten in der Hofburg, um den politischen wie gesellschaftlichen Geschehnissen so nah wie möglich zu sein. Insgesamt tagten und arbeiteten rund 100.000 Personen aus ganz Europa in Wien. Ein bekannter Ausspruch aus dieser Zeit ist „Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht vorwärts“ (Charles Joseph Prince de Ligne).

Obwohl die Primärverhandlungen bereits im September 1814 mit allen Staatsoberhäuptern und Diplomaten begannen, wurde der Wiener Kongress erst mit 1. November 1814 offiziell eröffnet. Die Besprechungen fanden in kleinen Gremien und Kommissionen in der damaligen Staatskanzlei, dem heutigen Bundeskanzleramt, statt. An der Spitze stand das Gremium der Acht, zu denen England, Frankreich, Österreich, Preußen, Russland, Portugal, Schweden und Spanien zählten. Kongresspräsident war Clemens Wenzel Fürst von Metternich, nach dem noch heute der „Metternichsaal“ in der Wiener Hofburg benannt ist. Da die Monarchen selbst an keinen Sitzungen teilnahmen, wurden viele Entscheidungen im Zuge der Festlichkeiten in informellen Rahmen getroffen. Eine große Krise gab es im Jänner 1815 wegen der Uneinigkeit über die Zukunft Sachsens. Die zähen Verhandlungen wurden durch die Exilrückkehr und erneute Machtübernahme Napoleons im März 1815 beschleunigt. Die Ergebnisse konnten schließlich am 11. Juni 1815 unterzeichnet werden. Kurz darauf verliert Napoleon die Schlacht bei Waterloo und wird auf die Insel St. Helena ins Exil verbannt.

Die Wiener Hofburg spielte nicht nur als edles „Hotel“ und politischer Tagungsort eine große Rolle beim Wiener Kongress, sie war auch Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. So fanden zu Beginn des Kongresses und in der Faschingssaison 1815 eine Reihe von Bällen in den Redoutensälen und der Reitschule für bis zu 8.000 Gästen statt. Musikalische Höhepunkte im Großen und Kleinen Redoutensaal waren Konzerte von Ludwig van Beethoven mit seiner 7. Symphonie (29. November 1814) und die Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium „Samson“ (16. Oktober 1814). Als Dankbarkeit für die österreichische Gastfreundschaft soll Zar Alexander I. von Russland Kaiser Franz II./I. die 26 Doppelluster aus Kristallglas im Zeremoniensaal als besonderes Geschenk gemacht haben. Auch im Zeremoniensaal fanden größere Festveranstaltungen und der Kammerball (1. Jänner 1815) für die höchsten Herrschaften statt.



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